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Eltern werden - Paar bleiben, aber wie? Ein Tabuthema?

Aktualisiert: 29. Jan. 2019

Corinna Esser, selbst Mutter zweier Kinder, systemischer Coach und Beraterin aus München hat sich unter anderem auf das Thema Paarbeziehung nach der Geburt spezialisiert und steht mir in einer sechsteiligen Blog-Serie Rede und Antwort zum Thema Eltern werden - Paar bleiben.

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Liebe Corinna,

vielen Dank, dass du dir für mein Interview Zeit genommen hast. Das Thema “Eltern werden - Paar bleiben” betrifft jedes Paar nach der Geburt.


Ist es noch ein Tabu-Thema über das wenig gesprochen wird? Wenn ja, warum ist das so?

Ich denke eigentlich nicht, dass es grundsätzliches ein Tabu-Thema ist. Viele Eltern sprechen mit einigem zeitlichen Abstand sehr offen darüber, wie sehr sie die Zeit nach der Geburt auch als Paar gefordert hat und wie schwierig es war, sich als Paar nicht zu verlieren. Es scheint aber ein Thema zu sein, das genau in der Zeit, in der es besonders relevant ist, ungern angesprochen wird, - also in den ersten 1-2 Jahren nach der Geburt.


Das ist eigentlich auch kein Wunder. Die Geburt des ersten Kindes bringt so viele Veränderungen und neue Anforderungen mit sich. Die ersten Monate sind geprägt von großer Unsicherheit, da alles neu ist und zum ersten Mal gemacht wird. Gleichzeitig gibt es den intensiven, meist über allem stehenden Wunsch, sich gut und „richtig“ um das Baby zu kümmern. Das Hormonchaos und der Schlafmangel kommen als Belastung hinzu. Viele Paare gehen dann den pragmatischen und für eine gewisse Zeit oft sinnvollen Weg, die Paarbeziehungspflege auf der Prioritätenliste nach unten zu schieben. Es ist einfach kaum Aufmerksamkeit und Energie übrig. Dann ist es eine Frage der Zeit, wann das Thema wieder auf den Tisch gebracht wird. Zumeist ist einer der Partner die treibende Kraft und äußert den Wunsch nach mehr Paarbeziehung bzw. den Unmut über zu wenig Paar-Zeit. Wenn es gut läuft, beginnt das Paar dann das Aushandeln:


Wie viel Energie habe ich schon wieder, der Paarbeziehung mehr Zeit, Raum und Relevanz zu geben? Was wollen wir jeweils, was ist uns am wichtigsten, um uns wieder mehr als Paar zu fühlen und wie können wir das für uns gestalten?

Es gibt bei der Frage, ob dieses Thema ein Tabu-Thema ist, meiner Meinung nach aber auch noch einen ganz anderen Aspekt, der eher gesellschaftlicher Natur ist. Zwei Elemente spielen da nicht sehr hilfreich zusammen: Zum einen die allgemeine derzeitige Tendenz, sich selbst und alles, was zu einem gehört (u.a. Partner, Baby, Familie) idealisiert zu präsentieren. Das kann dazu beitragen, dass die innere Hemmschwelle erhöht ist, Schwierigkeiten, Schwächen und Schieflagen einzugestehen und auszusprechen. Hinzu kommt: Meist entscheidet sich ein Paar nach reiflicher Überlegung gemeinsam für ein Kind. Kinder sind somit sehr häufig geplante und gewollte Wunschkinder. Umso mehr dann das Glück über die eingetretene Schwangerschaft und die Erfüllung des Kinderwunsches vorab und zur Geburt präsentiert wird, umso mehr erfordert es schließlich Mut und innere Stärke, sich selbst oder gegenüber Freunden und Bekannten einzugestehen, dass es doch nicht alles so wundervoll ist.

Dass man sich vieles anders vorgestellt hatte und dass die Partnerschaft eben doch leidet.

Corinna Esser Interview Eltern werden -  Paar bleiben
Corinna Esser, systemischer Coach und Beraterin und ich im wunderschönen Hinterhof Ihrer Praxis in Neuhausen. Der Pikk war natürlich auch live dabei, im Halbschlafmodus.



Corinna Esser bietet in regelmäßigen Abständen in ihrer Praxis in München 1-tägige Workshops zu den Themen „Eltern werden – Paar bleiben“ , „Zufriedene Eltern – Zufriedene Kinder“ und „Berufliche (Neu-)Orientierung in der Elternzeit“ an. Weitere Infos findet ihr auf ihrer Website:

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